Asha Hedayati ist Anwältin und arbeitet vor allem im Bereich Familienrecht. Aber auch Mediation und Ausländerrecht gehören zu ihren Arbeitsgebieten. In sozialen Netzwerken berichtet sie anonymisiert von ihren Fällen. Dabei geht es fast immer auch um häusliche und sexualisierte Gewalt, Misogynie, Frauenhass. Und um in gesellschaftliches System, das dieser alltäglichen Gewalt nicht, die ihre Mandantinnen erleben, nicht adäquat entspricht. Denn häufig erlebt sie misogyne Vorurteile auch im Gerichtssaal – ihren Mandantinnen gegenüber, aber auch sie selbst ist davon mitunter betroffen.
Mit all ihrer Erfahrung ist Asha Hedayati für mich deswegen die perfekte Gesprächspartnerin, um über den Fall der spanischen Fußballspielerin und Weltmeisterin Jennifer Hermoso zu sprechen, die vor den Augen der Weltöffentlichkeit erdulden musste, dass Verbandspräsident Luis Rubiales sich ihren Kopf greift, um ihr seinen Mund auf ihre Lippen zu drücken. Ein sexueller Übergriff in aller Öffentlichkeit.
Während viele Frauen keine Probleme hatten, diese Szene als Akt sexueller Gewalt zu bezeichnen, tun sich viele Männer bis heute schwer damit. Darunter auch Funktionäre deutscher Sportvereine und europäischer Sportverbände. Und das obwohl in diesem Fall die Beweise, die sonst oft schwer zu erbringen sind, wenn es um sexualisierte Gewalt geht, so offen zutage liegen, dass alle sie sehen können.
In dieser Kurz-Ausgabe diskutiere ich mit Asha Hedayati über die zugrundeliegenden Strukturen, sowie den medialen Umgang mit dem Thema – auch auf der Bildebene. Der Fall Hermoso zeigt: Es ist noch viel zu tun, nicht nur im spanischen Fußball, sondern weltweit.
Das Buch „Die Stille Gewalt – Wie der Staat Frauen alleinlässt“ von Asha Hedayati erscheint am 12.09.2023
Linkliste zum Thema:
- Eine übersichtliche Chronologie der Ereignisse hat die Sportredaktion des Deutschlandfunks zusammengestellt
- Direkt nach den Ereignissen gab es eine ausführliche Besprechung im Rasenfunk: WM-Rückblick – Das Wendepunkt-Turnier?
- Auch im Fruef-Podcast wurde das Thema besprochen
- Becker & Pfeiffer – Der Fußball-Podcast: Annika Becker und Mara Pfeiffer verleihen Luis Rubiales den „Kackspecht der Woche“
(P.S. Es gibt eine fantastische Linkliste auf der Seite zum Podcast) - Fußball-WM – Ein Kuss als Machtdemonstration – Kommentar auf sportschau.de von Nora Hespers
- Bereits am 4. März 2023 ging es bei „Sport inside“ mit Tamara Keller um „Frauenfußball – Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit„. Darin war auch der Protest der spanischen Spielerinnen im September 2022 bereits Thema
- Im Players Podcast des Deutschlandfunk zieht Raphael Späth eine Bilanz der WM
- Außerdem hat der Players Podcast in mehreren Folgen die strukturelle Ungleichheit im Fußball der Frauen aufgearbeitet. Zum Beispiel hier: „Afghanische Fußballerinnen – Von der FIFA in Australien im Stich gelassen„
oder hier: Equl Pay – Wenn WM-Stars gegen die eigenen Verbände kämpfen - Rolle der Medien im Fall Rubiales: Dieser aufgedrängte Kuss macht einen Unterschied – Kommentar von Samira El Ouassil bei MediasRes vom Deutschlandfunk
Sarah
31. August 2023 — 10:44
Erfreulicherweise gibt es auch schon eine Männerinitiative gegen Gewalt an Frauen: die White Ribbon Kampagne. Misogynie dürfte auch durch Pornographie zumindest verstärkt werden – meint der Psychologe Mario Brocallo.
Lena
28. November 2023 — 17:13
Eure klaren Worte und die Forderung nach einer stärkeren Prävention und Unterstützung für Betroffene sind Schritte in die richtige Richtung. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und uns gegen jede Form von Gewalt engagieren. Vielen Dank für euer Engagement und die Aufklärungsarbeit. Ihr tragt dazu bei, Bewusstsein zu schaffen und einen wichtigen Beitrag für eine sicherere und gerechtere Welt zu leisten.
Mit solidarischen Grüßen,
Lena
Elisabeth
27. Dezember 2023 — 21:29
Ich empfinde es als traurig, dass Gewalt gegen Frauen ein massives, gesamtgesellschaftliches Problem darstellt. Eine gute Freundin hat häusliche Gewalt vonseiten ihres Ex-Mannes erlebt. Es hat sie viel Überwindung gekostet, eine Anwaltskanzlei für Familienrecht und weitere Hilfe aufzusuchen. Ich bin froh, dass sie es geschafft hat.