Eigentlich hat Wibke Ladwig mal studiert. Dann hat sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin gemacht. Und heute? Heute arbeitet sie in digitalen Räumen und verbindet darin – ihre Fähigkeiten, aber auch die Menschen, die ihr am Herzen liegen.

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Spätestens seit Robert Habecks fulminantem Abschied von Twitter haben viele Menschen dieses Zitat im Hinterkopf: „Twitter ist, wie kein anderes digitales Medium so aggressiv und in keinem anderen Medium gibt es so viel Hass, Böswilligkeit und Hetze.“. Wer Wibke Ladwig zuhört, wie sie sich auf Twitter bewegt, bekommt ein ganz anderes Bild von diesem sozialen Netzwerk. Für Sie ist Twitter ein Spielzimmer, ein Raum, um Dinge auszuprobieren. Ein Kaffeehaus, in dem man einfach sitzen und zuhören kann. Ein Ort, an dem sie Gedanken ordnet. Und ein Denkarium, wie das von Professor Dumbledore aus Harry Potter, in das er überschüssige Gedankenfäden ableitet.

„Es ist für mich in der Tat ein bisschen auch ein Spielzimmer. Keine Frage. Also ein Raum, in dem man was ausprobieren kann. Und es ist auch Kaffeehaus, wo man rumsitzt und mal ein bisschen lauscht, was sprechen die anderen Menschen an den anderen Tischen so.“

Wibke Ladwig

Wibke Ladwig ist unter @sinnundverstand im Netz unterwegs. Ursprünglich war das mal ihr Firmenname – und der Name ihrer Website. Die hat sie allerdings nach einem Hackerangriff einfach offline gelassen und stattdessen einen Tumblr-Blog eröffnet. Beziehungsweise mehr als einen, aber sinnundverstand.tumblr.com ist aktuell ihre Homebase.

#Lesemittwoch

Ich persönlich finde ja, Wibke Ladwig ist auch so etwas wie eine Hashtag-Jongleurin. #lesemittwoch, #blogsofa oder #pantwitterspiel fallen mir da spontan ein. Es gibt aber noch viele mehr. Und das ist wirklich spannend. Denn für Wibke Ladwig sind diese Hashtags wie Bezeichnungen von bestimmten Räumen. Ähnlich wie „Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, Bad“, aber eben im Digitalen.

„Für mich sind Hashtags wie Räume, die man einrichtet. Man macht einfach ein neues Zimmer auf und nennt es – in diesem Fall jetzt – Lesemittwoch.“

Wibke Ladwig

Den Lesemittwoch hat sich Wibke Ladwig mit ihrer Freundin Dorothee Junck vom Buchladen Nippes ausgedacht. Der Hintergrund: Viele Menschen beklagen, dass sie gar nicht mehr zum Lesen kommen. Die Lösung: Ein Ritual. Ein wiederkehrendes Ereignis schaffen. Denn Rituale helfen dabei, Gewohnheiten (neu) zu etablieren. Und deshalb entstand die Idee, sich gemeinsam zum Lesen zu verabreden. Ausgerechnet über ein soziales Netzwerk wie Twitter. Jeden Mittwoch zwischen halb neun und halb zehn verabschieden sich unter dem Hashtag #lesemittwoch Menschen für eine Stunde offiziell aus Twitter, um zu lesen – und zwar mit dem ersten Satz mit dem sie ihre Leseauszeit beginnen.

„Alle, die lesen, werden ja für diese Zeit im Digitalen unsichtbar. Das heißt man macht also durch das Digitale das Lesen sichtbar, indem die, die lesen, unsichtbar werden.“

Wibke Ladwig

Inzwischen hat sich eine ziemlich treue Fangemeinde bei Twitter und instagram gefunden. Und natürlich dürfen auch E-Book-Leser:innen teilnehmen. Was als Gemeinschaftsprojekt gestartet ist und neben Leser:innen auch unabhängige Buchhändler:innen deutschlandweit inspiriert hat mitzumachen, wurde allerdings im Herbst 2018 von einer großen Buchhandelskette gekapert – zu Marketingzwecken. Dagegen haben sich Wibke Ladwig und die Lesemittwoch-Leser:innen dann gewehrt.

Denn plötzlich fanden sich unter dem Hashtag #Lesemittwoch auch Rabatt-Aktionen eben dieser Buchhandelskette oder Manga-Zeichen-Aktionen. Es ging also um Marketing, Interaktion und digitale Anwesenheit statt kontemplative Abwesenheit in der Gemeinschaft, um gemeinsam das Lesen zu zelebrieren.

„Mich hat das etwas erbost. Denn die Macht von Social Media ist ja eigentlich nicht das Marketing. Ich denke, wir sind uns da relativ einig, das Marketing in Social Media eigentlich eher stört.“

Wibke Ladwig

Denn, findet Wibke Ladwig, da kommt keine Gemeinschaft auf. Und genau darum geht es beim #Lesemittwoch. Die Gemeinschaft zu spüren. Zu wissen, auch wenn ich zu Hause mit meinem Buch auf dem Sofa sitzen – gerade jetzt im Moment machen das ganz viele andere Menschen auch mit mir gemeinsam.

In der Buchbranche ist das natürlich auch sein seltsames Phänomen. Denn klar, es geht darum Bücher zu verkaufen. Sonst können Buchhändler:innen nicht überleben. Aber es ist viel mehr als das. Bücher sind viel mehr als das. Und der unabhängige Buchhandel ist ziemlich gut vernetzt. Auch über soziale Medien. Und er hat in den letzten Jahren wieder an Kraft gewonnen, sagt Wibke Ladwig. Insgesamt haben Bücher auch wieder an Wert gewonnen – und an Wertigkeit. Buchcover sind schön und liebevoll gestaltet, die Qualität des Papiers ist wieder besser geworden.

„Ich denke, wir sind ja immer noch Kohlenstoffmenschen und bestehen einfach aus Materie. Wenn ich mir meine Bücher zu Hause ansehe, dann ist es eher ein Gefühl von Freundschaft und nicht, da ist ein nützlicher Gegenstand.“

Wibke Ladwig

Bücher sind eben nicht einfach nur Bücher. Denn beim Lesen entdecken wir uns im besten Fall selbst, wir verbinden uns mit uns, mit der Welt, mit anderen, findet Wibke Ladwig. Das mache das Lesen so außergewöhnlich. Und es ist ja auch faszinierend, wie aus gedruckten Zeichen auf Papier durch das Aufnehmen dieser Zeichen mit den Augen in unseren Köpfen ganze Welten entstehen können – und in jedem Kopf sieht diese Welt ein bisschen anders aus, obwohl wir alle dieselben Zeichen entziffern.

Für Wibke Ladwig ist das Lesen damit Filmen und Serien eigentlich überlegen. Was sie aber auch feststellt: Über Filme oder Serien zu sprechen fällt vielen Menschen sehr leicht. Über das Lesen zu sprechen hingegen, weil das für Wibke Ladwig eine private Angelegenheit ist. Dass sie ihre Bücher im Bett liest, kommt damit schon fast einem kleinen, intimen Geständnis gleich.

„Das Buch und ich unter der Bettdecke – deswegen fällt es mir in der Öffentlichkeit auch so schwer, über mein Lesen zu sprechen. Ihr hilft sowas wie ein Lesemittwoch dabei, Worte dafür zu finden.

Wibke Ladwig

#Ausbildung

Dass Wibke Ladwig so begeistert von Büchern ist, könnte damit zusammenhängen, dass sie mal den Beruf der Buchhändlerin gelernt hat. Ein Weg, der zunächst über ein abgebrochenes Studium der Kunstgeschichte und Germanistik führte. Sie ist die erste aus ihrer Familie, die das Abitur gemacht hat, kommt aus einem kleinen Dorf und hat lange versucht, sich in die akademische Welt einzufinden nur um irgendwann festzustellen: Ich bin keine Akademikerin. Sie bricht ab und beginnt eine Woche später eine Ausbildung zur Buchhändlerin.

„Hätte ich vorher mal gewusst, dass es den Beruf der Buchhändlerin gibt. Ich komm halt vom Dorf, 420 Einwohner, das was da Buchhandlung ist, das ist auch Lottoannahmestelle und Paketannahmestelle, da stehen halt Taschenbücher rum – hätte ich nie gedacht, dass das ein Beruf ist.“

Wibke Ladwig

Demnach ist Wibke Ladwig also 1998 der Buchbranche beigetreten, sagt sie. Einer eingeschworenen Gemeinschaft aus der auch kaum jemand wieder so richtig raus kommt. Und auch, wenn sie heute etwas anderes macht – mindestens eines ihrer vielen Standbeine hat sie weiterhin in der Buchbranche. Einfach, weil sie die Branche und das Machen von Büchern in allen Entstehungsprozessen so fasziniert.

Dass sie heute im Bereich Digitales zu finden ist, könnte durchaus damit zu tun haben, dass sie ihr Weg auch zum O’Reilly Verlag geführt hat. Ganz zu Beginn dieses Internetzeitalters. Ein Verlag, der sich mit Computerthemen beschäftigt. Das allerdings lag Wibke Ladwig gar nicht so fern, denn – gesteht sie – ihr halbes Studium hat sie mit Computer zocken verbracht und war samt Equipment gerne auf LAN-Parties unterwegs. Heute würde man sie wahrscheinlich Gamerin nennen.

Qualifikationen, die Anfang der 00er Jahre durchaus sinnvoll waren. Denn schließlich landet Wibke Ladwig bei der Padmos Verlagsgruppe in Düsseldorf und wird dort eine der ersten Online-Manager:innen bei Verlagen. Ein Beruf, von dem damals noch niemand so richtig wusste, wie der inhaltlich eigentlich aussieht.

„Das war im Grunde so eine Stelle: Eine machte alles mit www und e-Themen – und der Rest konnte recht unbehelligt seiner Arbeit weitergehen so ohne Internet.“

Wibke Ladwig

Weder der Verlagschef noch Wibke Ladwig wussten so richtig, wie diese Stelle inhaltlich so ausgefüllt werden sollte. Aber nach einem halben Jahr Probezeit kann man dann ja immer noch mal schauen, wie es läuft – und so hat sich Wibke Ladwig ihren Beruf selbst erfunden, sich HTML programmieren beigebracht und Kontakte geknüpft. Und das ging dank Internet dann eben nicht nur mit den Kolleg:innen nebenan, sondern auch mit vielen anderen Menschen in und aus der Branche.

#Bibreise

Als Wibke Ladwig sich dann 2010 als Beraterin selbständig macht, kauft sie sich zunächst einen Anzug. An der Stelle muss ich laut lachen, denn ich kenne Wibke inzwischen ein bisschen – und einen Anzug kann ich mir bei ihr beim besten Willen nicht vorstellen. Zumindest nicht als Berufskleidung. Das passt nun wirklich gar nicht. Und auch sie beschreibt das Gefühl im Anzug und in dieser Berater-Branche als unecht. Ein bisschen wie Kaufladen spielen auf dem Dachboden bei den Eltern.

Also hat sie den Anzug wieder ausgezogen und ist auf die Suche gegangen nach dem, was ihr wichtig war. Was sie selber lernen wollte, um es wiederum anderen zu vermitteln. Statt Klicks, Reichweiten und Likes geht es bei ihr darum, das Netz und seine digitalen Räume spielerisch zu erkunden. Getreu dem Motto des guten alten Friedrich Schiller: „Der Mensch ist nur da Mensch, wo er spielt.“. Und in diesem Spiel werden dann eben auch Regeln ausgehandelt.

„Richtig gut spielt man mit einandern, wenn man weiß, worauf es hinaus läuft. Oder wenn man eine Idee davon hat, worin dieses Spiel besteht.“

Wibke Ladwig

Um das vermitteln zu können, erfindet Wibke Ladwig einen neuen Job für sich: Den Social Web Ranger. Die Idee kommt ihr beim Wandern in der Eifel und bei Gesprächen mit Rangern dort. Und ihr fällt auf, dass sie im Prinzip im Netz das gleiche macht: Erklären, wie man sich im digitalen Dschungel benimmt, wo wilde Tiere lauern, wie man mit ihnen umgeht, was genießbar ist und wovon man lieber die Finger lässt.

Sie entwickelt Konzepte für diesen digitalen Dschungel und wird vom Land NRW beauftragt, Workshops und Coachings in Bibliotheken zu halten, um sie fit zu machen für das digitale Zeitalter. Das Hashtag #bibreise wird geboren.

„Einen Weg zu finden, wie man sich im digitalen auch gut aufhalten kann, ohne vom Bären gefressen zu werden. Dem selber auch etwas abzugewinnen, daraus zu lernen, Freude dort zu haben, etwas zu tun, was einem gut tut, das ist das, was ich in den Workshops und Coachings mit den Bibliotheken mache.“

Wibke Ladwig

Fünf Jahre lang ist Wibke Ladwig so durch ganz NRW gereist, hat die verschiedensten Orte und die unterschiedlichsten Bibliotheken kennengelernt. Und ihre zahlreiche Gefolgschaft unter #bibreise daran teilhaben lassen. Bei der Bibreise ist sie natürlich nicht allein unterwegs. Auch die Teilnehmer:innen ihres Programms begeben sich auf eine Reise. Die Reise ins Digitale. Und sie entdecken dabei mitunter nicht nur das Netz, sondern auch Talente in sich selbst, von denen sie vorher vielleicht gar nichts wussten – oder nicht wussten, wie sie im Netz auch beruflich eingesetzt werden können.

Wer glaubt, dass Bibliotheken alte, verstaubte Orte sind – so wie ich das noch abgespeichert habe – den belehrt Wibke Ladwig eines besseren. Also in nett. Denn viele öffentliche Bibliotheken bieten inzwischen durchaus Digitales an. Virutal-Reality-Brillen zum Beispiel oder 3D-Drucker oder eine e-Book-Sprechstunde für die älteren oder technisch unerfahreneren Menschen im Ort. Und die Bibliotheken sind voll, sagt Wibke Ladwig. Weil es Bedürfnis gibt nach so einem Ort der Begegnung.

Das macht sich auch daran bemerkbar, dass zwar weniger Bücher und CDs ausgeliehen werden, aber Menschen mehr Zeit in Bibliotheken verbringen, um dort zu spielen, im Netz zu surfen, zu lernen oder zu arbeiten. Eine Einschränkung muss Wibke Ladwig an der Stelle aber dann doch machen: Das gilt vor allem für die Bibliotheken in NRW, denn die werden in der Breite gut vom Land finanziert, selbst wenn die Kommunen klamm sind. Dass Bibliotheken im Netz sichtbar sind, hält Wibke Ladwig für essentiell:

„Da seh ich einfach eine große Aufgabe oder eine große Verantwortung für die Bibliotheken, dass sie als demokratische Utopie, die sie ja sind, dass sie eben auch im digitalen Raum das bieten oder diesen Ort der Zuflucht auch bieten.“

Wibke Ladwig

Grundsätzlich liegt Wibke Ladwig das Thema „Verantwortung für den digitalen Raum“ sehr am Herzen. Aber weniger auf eine moralische, sondern – wie könnte es anders sein – auch hier auf eine spielerische Art und Weise. Was sie aber nicht davor geschützt hat, selber Erfahrungen mit Hass im Netz gemacht zu haben. Aber sie hat einen guten Umgang damit gefunden. Als Reaktion auf eine Hasskampagne gegen sie, hat sie sich zum einen Unterstützung bei einem Anwalt geholt. Und zum andren erfahren dürfen, dass ihr die Community solidarisch beispringt.

Trotzdem hat dieses Erlebnis Spuren hinterlassen, sagt sie. Und natürlich bekommt sie auch mit, welchem Hass zum Beispiel Journalistinnen im Netz ausgesetzt sind. Digitale Räume zu sicheren Orten zu machen findet sie gerade deswegen auch sehr wichtig. Und das ist in der Gemeinschaft durchaus möglich. An dieser Stelle sei übrigens allen, die Erfahrungen mit Hate Speech gemacht haben das No Hatespeech Movement nochmal ans Herz gelegt. Da bekommen Betroffene von Hate Speech auch Unterstützung.

#Pantwitterspiele

Ein weiterer wichtiger Punkt, den Wibke Ladwig in unserem Gespräch nennt: Sich anschauen, mit wem man in einer Gemeinschaft sein möchte. Denn es gibt natürlich viele Menschen, die sehr genau wissen, wie sie diesen Raum mit negativen Inhalten besetzen können. Und auch wissen, wie sie ihn manipulieren können.

Sich deshalb aus dem digitalen Raum zurückzuziehen, ist für Wibke Ladwig allerdings keine Lösung. Im Gegenteil. Sie setzt darauf, sich den Raum zurückzuerobern. Zum Beispiel mit einer Aktion wie den #pantwitterspielen. Die sind genau in so einer Phase entstanden, in der es nur schlechte Nachrichten gab.

Zusammen mit @frauvogel und der @kulturtussi, die Wibke auf Twitter kennenlernt, entwickelt sie 2016, im Jahr der Olympischen Sommerspiele eine Gegenbewegung. Die #pantwitterspiele. Auch aus dem Grund, dass es damals harte Restriktionen seitens des Olympischen Kommitees gab, wer jetzt wann welches Hashtag auf Twitter nutzen darf und wer nicht. Bei den alten Griechen gab es aber neben den athletischen Olympischen Spiele auch noch die Panhellenischen Spiele statt (im Podcast sagen wir Panolympische Spiele – Verzeihung an der Stelle. Das hätte ich als Altsprachlerin eigentlich merken müssen. Peinlich!). Die zeichneten sich nicht nur durch athletische, sondern auch durch musische Wettkämpfe aus. Die Pythischen Spiele waren ebenfalls berühmt für ihre musischen Wettkämpfe. Die sind in etwa vergleichbar mit den Olympischen Spielen, weil sie auch periodisch ausgetragen wurden – also alle vier Jahre und zwar im berühmten Amphitheater von Delphi.

Die Pantwitterspiele begannen am 5. August 2016 mit einer Eröffnungszeremonie, die alle gemeinsam gestalten konnten. Es wurde als munter darauf losgetwittert, was da alles so stattfinden könnte auf dieser Eröffnungszeremonie zu den Pantwitterspielen – und schwupps landete das Hashtag auch in den Trending Topics.

Für die Herbergsmütter, so nennen sich Wibke Ladwig, Ute Vogel und Anke von Heyl, war schnell klar: Genau das haben die Menschen gerade gebraucht harmlose Späße. Etwas, über das sich unschuldig lachen lässt. Und harmlose Späße, darin sind die drei Spezialistinnen.

„Wer einmal zusammen lacht, der wird auch zusammen handlungsfähig.“

Wibke Ladwig

Dieses gemeinsame Lachen schafft eine freundliche Atmosphäre, Vertrauen und Gemeinschaft. Zudem finden sich Menschen über Humor auch zusammen. Weil die Pantwitterspiele so gut ankamen gab es am Ende auch eine große Ehrung mit Phantasieplaketten und Pokalen. Die wurden nicht nach Klicks oder Likes vergeben, sondern es wurde das jeweils besondere an der Disziplinerfüllung hervorgehoben.

Das war aber kein einmaliges Ereignis. Einen Monat vor den Pantwitterspielen gab es schon ein fünfstündiges Improtheater – in heimlicher Absprache mit einigen anderen kulturschaffenden Twitterern – eine Art Fortsetzungsroman. Wohlgemerkt alles noch zu Zeiten, in denen Twitter nur 140 Zeichen hatte. Erster Satz: „Der Mops betrat den leeren Raum“ (https://herbergsmuetter.de/flohzirkus-ein-absurdes-twitter-improtheater/). Der „Mops“ und „Picasso“ landen irgendwann in den Trending Topics, Ute Vogel dann sogar bei WDR 5, wo Teile des Impro-Twitter-Theaters von Profi-Sprecher:innen eingelesen wurden.

„Unser Ziel war es nur, diesen Raum freundlich zu verstören.“

Wibke Ladwig

Das Storify zu dem Projekt ist leider nicht erhalten geblieben. Für Wibke Ladwig gar nicht so dramatisch. Dinge sind flüchtig. Und das ist auch OK so. Denn den Herbergsmüttern fällt immer wieder was Neues ein. Wer will da schon am Alten kleben bleiben.

Grundsätzlich wird, findet Wibke Ladwig, zu wenig über die schönen und freundlichen Dinge gesprochen und berichtet, die im Netz eben auch passieren. Klar, es ist wichtig über Hass und digitale Gewalt im Netz aufzuklären. Aber es ist eben auch wichtig zu zeigen: Hier passieren auch immernoch und weiterhin schöne Geschichten. Es gibt Begegnungen, Freundschaften werden geschlossen, mitunter auch Ehen. Menschen lernen sich kennen, lieben, zeugen Kinder – trennen sich, geraten in Not oder sterben. All das findet auch im Digitalen längst statt. Und erfährt dort auch immer wieder große Solidarität. Soziale Netzwerke sind eben soziales Miteinander. In all seinen Fascetten. Und es ist so viel mehr als nur Hate Speech oder ein Trigger für schlechte Kommunikationsgewohnheiten.